10. März 2020 Pazarkule/Evros Tag 11

Am frühen Morgen gab es viele Geflüchtete auf dem Platz in Karağaç.  Die Menschen bildeten eine Schlange vor dem noch nicht eröffneten Markt. Die Zutaten an der Börekladen waren leer, und alle täglichen Backwaren wurden früh am Morgen verbraucht. Zusammen mit den Menschen, mit denen wir Kontakt aufgebaut hatten, begann sich eine Bekanntschaft zu entwickeln.

Man kann für 15 Lira im Dorf in einigen Häusern duschen. Während wir im Cafe waren, waren auch viele Frauen* und wir konnten viel reden, während sie auf das Laden ihres Handys warteten. Plötzlich kam eine Person mit einer Maske und Schutzkleidung und hat angefangen das Desinfektionsmittel besonders auf die Sachen von Geflüchteten zu sprühen und sagte laut: „Es ist harmlos!“.
Auf dem Platz vom Cafe kontrollierten Zivicops die Ausweise. Ein Freund zeigte auf in diesem Moment kontrollierte Journalisten und sagte: “Das Leben vieler Flüchtlinge ist ruiniert. Es gibt keine Nachrichten darüber. Es gibt nur TRT, ATV und die Agentur Anadolu.” Die Polizeipräsenz und die Kontrolle wurden im Laufe des Tages im Dorf erhöht. Die Polizeistreife beobachtete auch unsere Autos.
Karaağaç ist durch einen Fluss vom Stadtzentrum von Edirne getrennt. Die Brücke am Eingang des Dorfes ist der erste Kontrollpunkt des Lagers, das sich entlang der Grenze befindet. Die Polizei hält die hier durchfahrenden Fahrzeuge an und überprüft, ob sich in ihnen Geflüchtete befinden. Sie bringt die Geflüchtete aus den Fahrzeugen. Es gibt verschiedene Nachrichten darüber, was mit den Migrant*innen passiert ist, die dort warten. Wir haben gehört, dass sie einige von ihnen zu den Grenzübergängen und einige zum Camp gebracht haben, ohne Kontakt zum Dorf Karaağaç. In der Stadt Edirne erfuhren wir, dass eine Gruppe von etwa 100 Migrant*innen darauf wartet, den Lagerplatz zu erreichen.  Es wird gesagt, dass die Busse, die zu diesem Punkt kommen, diese Menschen nach Uzunköprü bringen.
Andererseits hörten wir, dass eine Person, die gestern von Edirne aus mit ihrem eigenen Fahrzeug nach Istanbul fuhr, an einer Polizeikontrolle angehalten wurde und ihr ein Geflüchteter übergeben wurde, den sie nach Istanbul bringen sollte. Daher wissen wir, dass die Geflüchteten, die auf ihrem Marsch zur Grenze noch nicht in Pazarkule angekommen sind, von der Polizei gesammelt werden, aber es gibt verstreute Gerüchte darüber, was mit diesen Menschen passiert ist. Es gibt keine bestätigten und spezifischen Informationen. In fast jeder Angelegenheit ist die Unklarheit zum Gesetz geworden.
Unser*e Freund*in aus Istanbul, der zur Ablösung kam, sagte, dass der Bus an der Abzweigung Havsa angehalten wurde. Er*Sie  sagte, dass im Bus mehrere afghanische Jugendliche und zwei Zivicops saßen, sowohl die Polizei als auch die Geflüchteten wurden vom Servicemitarbeiter aufgefordert, sich vor der Abzweigung vorzubereiten, und als der Bus angehalten wurde, wurden die Afghanen rausgebracht und zu den anderen Geflüchteten, die draußen festgehalten wurden, gebracht. Dagegen wurden die Fahrzeuge unserer Freund*innen, die gestern mit demselben Busunternehmen den gleichen Weg zurückgelegt hatten, nicht am Kontrollpunkt angehalten.
Außerdem berichtete ein Taxifahrer, dass die Polizei an Taxi- und Minibusbahnhöfen in Edirne eine Warnung ausgesprochen habe, die lautete: “Nehmt die Flüchtlinge nicht mit, das ist ein Verbrechen, die Strafe ist schwer”. Die Gespräche, die wir beobachten, und die Gespräche, die wir auf unseren Minibusfahrten führen, bestätigen dies.
Am Abend um elf Uhr sahen wir eine Gruppe von etwa zwanzig Geflüchteten, die mit ihren Taschen von den Randstraßen von Karaağaç aus Richtung Grenze liefen. Am Kontrollpunkt auf der Brücke am Eingang von Karaağaç stoppten wir und begrüßten die Menschen dort. Seit einigen Tagen durften Geflüchtete nicht in das Dorf einreisen. Sie gingen schnell weg und sagten, dass sie nicht zum Lagerplatz gebracht wurden und einen Platz zum Übernachten suchten.
No border Pazarkule/Edirne