19. März 2020 Pazarkule/Evros Tag 20

Da unsere Rotation nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, bekommen wir nur noch Informationen über Pazarkule von den Geflücheteten, die dort sind. Viele Menschen fahren mit Bussen in verschiedene Provinzen. Die Ankunft der Geflüchteten geht im Istanbuler Esenler-Busbahnhof weiter. Diejenigen, die in Pazarkule bleiben, können nicht einmal ihre Grundbedürfnisse befriedigen. Wir erfahren, dass eine Frau, die sich in der letzten Phase ihrer Schwangerschaft in der Grenzregion befindet, mit Unterstützung der Bürgerinitiativen in Edirne ins Krankenhaus gebracht wurde und um 4 Uhr morgens entbunden hat.

Die Verwaltung in Pazarkule behauptet, dass die Menschen darüber informiert sind, wohin sie gehen sollen. Im Gegenteil, die Geflüchteten, die nach Istanbul kommen, haben keine Ahnung, wohin sie gehen sollen oder wie sie sich registrieren lassen können, wenn sie in die Stadt kommen. Einigen wurde sogar gesagt, dass sie bei ihrer Ankunft in Istanbul 300 TL erhalten würden. Dies ist jedoch nicht wahr.
Obwohl die tagelange Rückkehr nach Esenler Otogar in der Presse sichtbar wird, gibt es immer noch keine Institution, die diejenigen, die hier ankommen, informiert was zu tun sei und wohin sie gehen könnten. Im Laufe des Tages haben wir versucht, NGOS, Gemeinden und verschiedene öffentliche Einrichtungen dazu zu drängen, Unterstützung an den Orten bereitzustellen, an denen die Geflücheteten abgesetzt  wurden. Als wir eine der wichtigsten NGOs erreichten, die die Situation an der Grenze koordiniert, sagten die Leute, dass ihre Teams am Esenler-Busbahnhof waren und die Situation während dieses Prozesses kontrollierten. Unsere Freund*innen, die zwei Tage lang am Busbahnhof waren, erklärten jedoch, dass dies nicht stimmt. Sie helfen auch dabei, dem UNHCR die Identitätsinformationen der in verschiedenen Provinzen registrierten Personen zu übermitteln und die Rückfahrkarten zu erhalten. 
Es gibt keine Hilfe für Geflüchtete, die nicht registriert sind. Sie sind gezwungen, in eine der Städte in der Umgebung von Istanbul zu reisen, um einen Platz zu finden oder sich zu registrieren. Es ist jedoch zweifelhaft, inwieweit die Migrationsbehörden in diesen Provinzen aufgrund des Corona-Virus ihre Dienste fortsetzen. Aufgrund des Coronavirus sind viele NGOs auch nicht in der Lage, ihre bestehenden Kapazitäten zum Esenler-Busbahnhof zu leiten oder wollen dieses Risiko vermeiden ihre Mitarbeiter*innen dorthin zu leiten. Es fehlt die Koordination zwischen allen öffentlichen und nichtstaatlichen Organisationen, die ihre Verantwortung in dieser Situation wahrnehmen müssen. Infolgedessen ist die Situation der Geflüchteten hinter der Corona-Virus-Agenda nicht sichtbar.
Wir haben erfahren, dass die Gemeindeverwaltung sich nun in Esenler befindet und ein Hochzeitssaal für die temporäre Unterbringung von Geflüchteten eröffnet wurde. Der Saal mit Heizgeräten und verschiedenen Versorgungsgütern ausgestattet wurde.
No Border Pazarkule/Edirne