Wir wachten an einem Morgen auf, der so kalt war wie die Nacht, die wir hinter uns gelassen hatten. Gegen 8.30 Uhr kamen Geräusche von der Grenze, aber wir konnten nicht unterscheiden, ob es sich um Schüsse aus Gewehren oder Gasbehältern handelte. Die Zahl der Geflüchteten in der Dorfmitte war geringer als in den Tagen zuvor. Nach dem, was wir gehört haben, wurde denjenigen, die gestern das Lager verlassen hatten, heute die Ausreise verwehrt. Dennoch haben sich diejenigen, die das Lager verlassen wollten, gegen 5 Uhr morgens in einer Schlange angestellt.
Eine weitere Maßnahme, die heute strenger umgesetzt wurde, ist, dass die Cafés, in denen die Geflüchteten ihre Mobiltelefone aufladen können, von der Polizei eingeschüchtert wurden und ihre äußeren Stromschalter ausgeschaltet wurden. Infolgedessen konnten die Geflüchteten ihre Telefone nicht aufladen. Auf diese Weise war die Verbindung der Menschen mit der Öffentlichkeit stark eingeschränkt.
Wie gestern war die Polizei sehr präsent. Die Einheimischen von Karaağaç zeigten deutlichere Anzeichen, dass sie die ganze Situation satt hatten. Wir hörten Reaktionen wie “Warum haben sie diese Leute hierher gebracht? Ist das nicht ein Jammer?” Am Abend waren gegen 18.30 Uhr erneut Schüsse von der Grenze zu hören. Diesmal waren die Geräuschkulisse besonders heftig. Wir waren sehr besorgt. Unsere Freund*innen drinnen erzählten uns, dass Griechenland Plastik- und Gasgeschosse sowie ein Fahrzeug verwendet hatten, dass die Menschen zurückdrängt und mit hoher Geschwindigkeit Tränengas auf sie feuert.
Einer Delegation, die aus Mitgliedern mehrerer Anwaltskammern und juristischer Vereinigungen bestand, wurde der Zutritt zum Gelände verwehrt. Ihr Antrag an das Gouverneursbüro wurde abgelehnt. Nur die Präsidenten der Anwaltskammern durften das Gelände betreten. Der Rest der Delegation, dem der Zutritt verweigert wurde, gab später am Kontrollpunkt eine Presseerklärung ab.
No Border Pazarkule/Evros