7. März 2020 Pazarkule/Evros Tag 8

Heute, gegen Mittag, traf die Bridging Peoples Association in Karaağaç ein. Da sie nicht in das Gebiet, in dem sich die Flüchtlinge befinden, einreisen durften, verteilten sie etwa 150 Pakete mit Grundbedürfnissen an einer Straße, die etwa 1,5 km hinter dem Grenztor von Pazarkule liegt. Auf der anderen Seite erfuhren wir, dass die Yavuz-Selim-Gemeinde erst vor wenigen Stunden eine Verteilung an einem Ort vornehmen konnte, der etwas näher an dem Gebiet liegt, in dem sich die Geflüchteten befinden.

Etwa zur gleichen Zeit haben wir uns mit zwei algerischen Freunden unterhalten. Sie erklärten, dass sie Frankreich auf legalem Wege nicht erreichen können, und obwohl es möglich ist, über Tunesien nach Italien oder auf dem Seeweg von Algerien nach Spanien zu gelangen, fanden sie das riskant. Sie sind durch potenzielle Übergriffe gefährdet. Sie begannen vor einem Jahr, als sie zum ersten Mal in die Türkei kamen zu arbeiten. Sie haben Geld gespart, um ihre Reise bei der ersten Gelegenheit, die Grenze zu überqueren, fortsetzen zu können. Als das Grenztor geöffnet war, handelten sie sofort. Die griechische Polizei (GR) erwischte sie in einem der Grenzdörfer der GR, hielt ihr Telefon und ihr Geld fest und schickte sie barfuß zurück in die Türkei.
Sie geben auch an, dass eine Gruppe aus Afghanistan ein Messer auf sie richtete und ihre Powerbanks an sich riss. Auch wenn es nicht üblich sei, so sagen sie, sei es möglich, einige kleine Banden zu beobachten. Da sie glauben, dass die Öffnung der Grenzen ihre letzte Chance ist, bleiben sie weiterhin in der Region und drängen auf die Grenzen. Die Syrer handeln gemeinsam in Abstimmung mit Irakern und Äthiopiern.
Gegen 13.00 Uhr erfuhren wir, dass das HDK-Team aus Istanbul kommend beim Passieren der Tunca-Brücke blockiert wurde. Zunächst durften sie auch nicht zu Fuß weitergehen. Nach einer gewissen Zeit des Wartens konnten sie dann zu Fuß nach Karaağaç gehen. Doch sowohl dieses Team als auch die Vereinigung der Brückenbauer wurden von der Polizei verfolgt und fotografiert.
Das Wetter ist sonnig. Karaağaç ist einer der beliebtesten Orte, an dem Menschen aus Edirne ihre Wochenenden verbringen. Der Ort wurde zu einem Ort der Begegnung für die Menschen aus Edirne, die ihren Urlaub genießen wollen, und für Geflüchtete, die ihre Bedürfnisse befriedigen wollen. Die Polizei bemühte sich sehr, diese Begegnung zu verhindern, indem sie Geflüchtete daran hinderte, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, in Cafés zu sitzen und an Kontrollpunkten ein- und auszugehen.
Am Nachmittag schickte ein Freund von uns eine Nachricht und informierte uns, dass die Tankstelle Turquaz in Uzunköprü, wo zuvor mehr als zweitausend Geflüchtete waren, vorbeigekommen waren nun leer sei.
Um 16.40 Uhr trafen wir uns mit unseren iranischen Freund*innen, die aus dem Grenzgebiet kamen, das wir nicht betreten können. Sie erklärten, dass bei den laufenden Angriffen ein rote gefärbtes Gas verwendet wird, das wirksamer ist als die vorherigen.  Unsere Freund*innen betonen jedoch, dass sie jetzt an einem Punkt sind, an dem es kein Zurück mehr gibt. Sie sagen, dass sie bis heute alles getan haben, um einen Dialog mit den griechischen Soldaten aufzunehmen, die Geschehnisse in den sozialen Medien bekannt zu machen und die Videos zu verbreiten, aber all diese Bemühungen blieben ergebnislos. Deshalb werden sie jetzt alles tun, um die Grenze zu überschreiten.
Ein anderer unserer Freunde sagt freudig, dass sie die Vorräte, die von unabhängigen Quellen kamen, zwei Kilometer lang mit sich führten. Dadurch wurde in der Gegend eine positive Energie und eine erhöhte Motivation verbreitet. Sie sagen, dass sie nacheinander die Familien in der Gegend besucht und die Windeln je nach Bedarf verteilt haben.
Andererseits fügen sie, wie bereits erwähnt, hinzu, dass es für sie jeden Tag schwieriger wird nach Karaağaç zu gehen und von dort zurückzukehren. Sie geben an, dass sie Absperrungen überqueren müssen um zu fliehen. Die Militärpolizei verfolgt sie dabei, beschimpft sie ständig und greift sie sogar mit Steinwürfen an. Motorräder bringen diejenigen, die aus dem Gebiet herauskommen können, weiterhin für 5 TL pro Person ins Zentrum von Karaağaç, das 3 km entfernt ist.
No Border Pazarkule/Edirne